Gretchenfragen der Sicherheit – nachgefragt beim Experten

Beim Thema Sicherheit gibt es gleich mehrere Gretchenfragen, die Juweliere ungern beantworten, aber von großer Bedeutung sind. Wir haben einen Sicherheitsexperten gefragt: Peter Schwardt von Schwardt Versicherungsmakler GmbH in Düsseldorf.


Sicherheit I: Schleuse

Die Schleuse ist das Maß aller Dinge, und der Grund ist einfach: Wir kennen keinen Raubüberfall auf einen Juwelier mit Schleuse. Manchmal kann die Schleuse aber nicht umgesetzt werden. Entweder aus baulichen Gründen oder weil sie so klein wird, dass sie vom Juwelier als kundenabschreckend empfunden wird. Wobei uns bisher keiner, der nachträglich eine Schleuse eingebaut hat, von einem Kundenverlust berichtet hat.

Worum geht es beim Eingang überhaupt? Es geht nicht um Einbruch, sondern um Raub und somit um die Frage, ob der Täter schnell in den Laden rein- und auch wieder rauskommt. Eine Schleuse beantwortet die Frage eindeutig. Hat der Juwelier keine Schleuse, sollte er sich überlegen, ob die Tür am Tag offen sein muss, ob es einen
automatischen Verschluss (Servoschloss) gibt und, wenn ja, ob er dem Kunden persönlich öffnet oder mit der Fernbedienung.

Ein Doorman ist keinesfalls ein gleichwertiger Schleusenersatz. Ein guter Doorman wirkt bestenfalls abschreckend und damit präventiv. Mit ihm aber kommen neue kritische Faktoren hinzu: Motivation der Mitarbeiter, Entlohnung, Mittagspause, Ablenkung durch Passanten oder andere Doormen.

Sicherheit II: Videoüberwachung

Eine Videoüberwachung hilft bei der Täterermittlung und schreckt ab – und zwar Einbrecher und Trickdiebe. Kameras  müssen aber sinnvoll positioniert werden. Wichtig ist auch die Aufzeichnung. Unsere Versicherungen schreiben keine zertifizierten Videoanlagen vor, was hilft Kosten zu sparen.

Die Anlage kann(!) mit dem Wachdienst verbunden werden, wodurch z.B. bei einem Überfall während des morgendlichen Aufschließens entsprechend interveniert werden kann. Notruf- und Überfallmelder sind zwar keine Pflicht, aber durchaus sinnvoll. Auch wenn wir niemals verlangen würden diese zu benutzen, um den Versicherungsschutz zu gewährleisten, können sie abschrecken und im Fall der Fälle eine schnelle Meldung nach einer Tat ermöglichen.

Die Frage nach Einbruchmeldeanlagen stellt sich im Prinzip nicht, da sie heutzutage Standard sind und ein Versicherer nur sehr geringe Werte ohne Anlage versichern kann. Versicherer wollen in der Regel zertifizierte Anlagen (VDS). Dabei gibt es aber große Unterschiede. Auch können mit der Versicherung Ausnahmen vereinbart werden, die viel Geld sparen. Dafür braucht es aber einen kompetenten Partner in Versicherungsfragen.

Sicherheit III: Schaufenster

Bei der Sicherheit des Schaufensters zählen zwei Faktoren. Von außen geht es um Aspekte wie Sicherheitsklasse des Glases, Stabilität des Rahmens, Dichtung der Scheibe, Anfahrschutz oder dass die Scheibe von innen eingesetzt und mit einer Alarmschleife (Alarmspinne) versehen ist. Von innen kann das Schaufenster entweder offen oder verschlossen sein, was starke Auswirkungen auf die Sicherheit hat. Auch die Art des Verschlusses ist entscheidend. Beim Raub (und auch beim Trickdiebstahl) ist der Faktor Zeit entscheidend. Je länger ein Täter braucht, desto unattraktiver wird es für ihn.

Eine grundsätzliche Alternative zu hochwertigen Schaufenstern sind hochwertige Vitrinen mit Sicherheitsglas, Sicherheitsrahmen und intelligentem Verschluss.

Nachgefragt: Lohnen sich Schulungen?

„Präventionsschulungen dienen der Schärfung der Sinne. Es geht nicht um Technik und Mechanik, sondern um Psychologie und Prozeduren. Die Mitarbeiter lernen beispielsweise Anzeichen richtig zu deuten, Risiken einzuschätzen oder ihre Aufmerksamkeit zu gewichten.“

Peter Schwardt, Versicherungsmakler

Peter Schwardt, Versicherungsmakler
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