Magische Grenze: 500 Euro

Ein Juwelier kann weder allein von High-End- noch ausschließlich von bunten Plastikuhren leben. Auch jenseits des Luxuskunden oder Günstig-Käufers gibt es Konsumenten, deren Kauflust und Qualitätsanspruch bedient werden wollen. Die siedeln sich dann im 500-Euro-Bereich an – wenn das Angebot stimmt.

Höher, schneller, weiter – ist das tatsächlich das Erfolgsrezept? In der Luxuswelt tummelt sich, realistisch gesehen, nur ein Bruchteil der Verbraucher. Porsche fahren nur wenige (in Deutschland liegt der rasante Flitzer bei nur 0,1 Prozent Marktanteil), VW hingegen viele – ganze 15 Prozent Marktanteil kann das Familienauto Nummer 1 verbuchen. Was sagt das dem Juwelier? Die Musik spielt in der Mitte. War mit dem Aufkommen der ersten Swatch-Uhren ein Hype um die bunten Zeitmesser entbrannt, wurden sie gleichzeitig auch zu einem anderen Thema: der Zweituhr. Der nächste Schritt war dann die designstarke Fashionuhr, die einen Boom erlebte. Zeitgleich konzentrierten sich die Luxusmarken fast ausschließlich auf Höchstpreise und haben das Preissegment nach oben hin verlassen. Was dabei vergessen wurde: die Mitte. Bis zum großen Crash 2008. Seit damals gibt es einerseits wieder eine Rückbesinnung auf den 500 Euro-Bereich, andererseits haben Marken wie Casio ihre Chance erkannt, wurden höherwertig und sind nun auch ein fixer Bestandteil dieses Preissegments. Mittlerweile haben viele Marken erkannt, dass dort ein großes Potenzial schlummert, und siedeln sich im Bereich um die 500 Euro wieder vermehrt an.

Vorteilsclub bestätigt

Die aktuellen Zahlen des Vorteilsclubs der Juweliere zeigen, dass der Preisbereich zwischen 200 und 499 Euro von Juni bis August 2014 ganze 23 Prozent des gesamten Uhrenumsatzes ausgemacht hat. Im Vergleich zu 2013 ist das ein Plus von fünf Prozent, gemessen am gleichen Zeitraum 2012 sogar ein Plus von zehn (!) Prozent. Vor einem Jahr ergaben diese Zahlen noch ein anderes Bild. Damals machten die Uhren zwischen 50 und 99 Euro ganze 46 Prozent des Uhrenumsatzes zwischen Juni und August aus. Auch der Luxusbereich zwischen 5.000 und 9.999 Euro musste Einbußen hinnehmen – im Vergleich zu 2012 ganze vier Prozent.

Die Zeiten ändern sich

Im 500-Euro-Bereich kann der Juwelier hochwertige Uhren vorlegen und mit Beratungskompetenz und After-Sales-Service punkten. Wenn er sie denn im Sortiment führt. Rudi Moser von Time Mode, der Roamer-Uhren in Österreich und Deutschland vertreibt, ist sich sicher: „Mit Uhren rund um die 500 Euro, die mit ausgezeichneter Qualität und ‚Swiss Made‘ punkten können, gibt man dem Fachhandel die Möglichkeit, mit klassischen Uhren, die Wertigkeit ausstrahlen, an das modische Segment anzuschließen. Jemand, der sich vielleicht an Trenduhren sattgesehen hat und nach etwas Hochwertigem sucht, aber nicht zu tief in die Geldbörse greifen will oder kann, liegt in diesem Bereich genau richtig. Und die nächste Stufe ist dann eventuell die 1.000 oder 1.500 Euro teure Uhr.“

Viel Qualität für viel Geld

Der lila Schein – für viele Menschen sind 500 Euro etwas, worauf sie eine Zeit lang sparen müssen. Das dürfen die Juweliere nicht vergessen. Wer also auf der Suche nach einer Uhr um die 500 Euro ist, ist bereit, einiges an Geld auszugeben. Dafür will er dann aber auch gute Qualität haben. Die Auswahl ist groß. So findet in diesem Preisbereich jeder etwas, das gefällt. Ob es die schlichte Design-Uhr von Max Bill by Junghans ist, die technische Seiko oder die klassische Frédérique Constant – an der Auswahl soll es nicht scheitern. Bei Frédérique Constant ist der Bereich um die 500 Euro als Einstieg zu sehen, nach oben hin gibt es kaum Grenzen. Wer eine Einstiegs-Uhr dieser Marke kauft und damit zufrieden ist, wird vielleicht in ein paar Jahren auch zu einem teureren Modell greifen. Auch andere Anbieter starten in diesem Preisbereich. Zum Beispiel Gucci mit Modellen aus der U-Play, G-timeless oder Guccissima-Kollection. Preise zwischen 495 und 595 Euro liegen genau in diesem Mittelklasse-Bereich um die 500 Euro. Auch Citizen hat in diesem Preissegment einiges zu bieten. Wie beispielsweise einen Funkchronographen mit Lederband um 499 Euro. Sowohl sportliche Modelle als auch edle Klassiker mit nützlichen Funktionen wie einer Zweiten Zeitzone und Stoppuhr hat der japanische Hersteller im Portfolio. Ebenso wie Casio, die eine große Bandbreite aufweisen und immer stärker, aktuell auch mit den neuen G-Shock-Modellen, in den Bereich vordringen. Auch das Edifice-Thema hat sich bei Casio bereits bewährt und kann auch dank Kooperationen mit der Formel 1 und berühmten Testimonials wie Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo bei den Kunden punkten. Eine österreichische Besonderheit ist die Serie Pro Trek, die am heimischen Markt überdurchschnittlich gut ankommt.

Noch am „Puls“ der Zeit?

Eines ist schon mal klar: Der Preisbereich um die 500 Euro ist bei Uhren sowohl für den Fachhandel als auch für Kunden attraktiv. Aber sind Armbanduhren heute eigentlich noch zeitgemäß? Dieser Frage ging das Team vom „Faszinata“-Magazin nach und fand in einer Befragung mit 202 Teilnehmern heraus, dass zwar immer noch die Mehrheit (56%) eine Armbanduhr trägt, aber der Rest liest die Uhrzeit zum größten Teil vom Handy ab. Das Handy ersetzt somit die klassische Armbanduhr. Ein erschreckendes Zeichen für den Fachhandel. Das große Aber folgt: Obwohl viele in der Branche befürchten, dass die neue „Apple Watch“ dem Juwelier das Uhrengeschäft streitig machen wird, gibt es doch eine andere Sichtweise. Die „Apple Watch“ bringt die Uhr auf das Handgelenk zurück. Und das heißt für den Fachhandel Folgendes: Irgendwann wird eine „Apple Watch“ nicht mehr attraktiv erscheinen, an das Tragen einer Armbanduhr hat man sich aber doch gewöhnt. Ergo: Man wird sich eine Uhr kaufen. Wahrscheinlich ungefähr in der Preisklasse einer „Apple Watch“ – rund um die 500 Euro. Oder gar teurer. Und da schlägt dann die Stunde für den Juwelier und er kann mit attraktiven Produkten beim Kunden punkten.

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