Handel und Lieferanten sind sich einig: So könne es nicht weitergehen. Die Situation im stationären Handel ist unbefriedigend – trotz eigentlich guter Konsumstimmung und bester Wirtschaftsprognosen. Wie wäre es mit einer Sortimentserweiterung?
Wer löst den gordischen Knoten? Die derzeitige Lage im Schmuck- und vor allem im Uhrenhandel ist verzwickt. Weil Frequenz fehlt, verkauft der Handel weniger Produkte und ordert dementsprechend reduziert. Dies wiederum erschwert dem Lieferanten die Situation und er bleibt auf der Ware sitzen. Das meistgenutzte Ventil, das diesen Überdruck beseitigt, ist der Online-Kanal, der erfahrungsgemäß stärker rabattiert und damit den traditionellen Handel schwächt. Ein mögliches zweites Szenario allerdings ist die Sortimentserweiterung des Handels und die damit verbundene Vertriebsausdehnung des Lieferanten.
„Blickpunkt Juwelier“ wollte in einer Umfrage herausbekommen, wie es um die Sortimentserweiterung im Handel steht. Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. 77 % der befragten Händler gaben an, ausschließlich Schmuck und Uhren zu führen, 23 % haben ihr Sortiment bereits erweitert.
6 % mit Brillen, der artverwandtesten Branche. 17 % haben weitere Sortimente im Angebot. Etwa die Hälfte der Traditionalisten (45 %) will ihr Sortiment auch in Zukunft nicht erweitern. 41 % dagegen schon, 14 % trauen sich nicht. Interessant sind die Ergebnisse unter den Händlern, die ihr Sortiment bereits erweitert haben. 63 % von ihnen geben an, nun erfolgreicher zu sein. Knapp 38 % sind nach eigenen Angaben gleich erfolgreich. Kein einziger „Sortimentserweiterer“ sagt, dass er seitdem erfolgloser ist oder dass es gar ein Fehler gewesen sei, das Sortiment zu erweitern.
„Blickpunkt Juwelier“ hat die derzeitige Marktsituation zum Anlass genommen und bringt künftig eine Zusatzpublikation auf den Markt, die artverwandte Branchen und ihre Sortimente vorstellt. Künftig liegt nun jedem „Blickpunkt Juwelier“ der „#Lookfinder Wirtschaft“ bei.
Schon in der nächsten Ausgabe, die bald im Postkasten der Abonnenten liegt, finden Sie die erste Ausgabe!
Unterschiede Concept Store / Juwelier
Die Idee der Concept Stores unterscheidet sich wesentlich von der klassischer Juweliere oder Trendshops für Schmuck und Uhren. Am Beispiel von VJU aus Hannover lassen sich diese Unterschiede besonders deutlich ausmachen, denn Betreiber und Inhaber Stephan Hebink ist ein ehemaliger Juwelier, der mit seinem neuen Store neue Wege gegangen ist.
Unterschied 1: Weniger Ware
Im Verkaufsraum von VJU gibt es insgesamt nur 126 Uhren von sechs Marken. Ein Unterlager gibt es nicht. Sollte sich ein Modell als Bestseller herauskristallisieren, kann es also sein, dass Hebink bei Nachfrage kein zweites Modell anbieten kann. Das nimmt er aber eher in Kauf als ein zu großes Lager.
Unterschied 2: Weniger Lieferanten
Der Store hat sechs Uhrenlieferanten und nicht viel mehr Schmucklieferanten. Die
Lagerbelastung wurde nicht zuletzt dadurch stark minimiert. Unsichtbare Lieferanten für Basics oder Ketten gibt es ebenfalls nicht.
Unterschied 3: Höhere Marge
Nach eigener Aussage führt Hebink kein Produkt, das unter 2.2 kalkuliert ist. Uhren gehören dabei zu dem am schlechtesten kalkulierten Segment im Geschäft. Alle anderen Produktgruppen sind besser kalkuliert. Im Taschenbereich beispielsweise liegt die Marge bei 2.6.
Unterschied 4: Schneller & flexibler
Wenn eine Marke im Store nicht gut geht wird sie kurzerhand aus dem Sortiment genommen. Dies ist keinerlei Problem, denn im VJU gibt es weder Markeneinbauten noch Logos an den Wänden.
Unterschied 5: Andere Ware
Uhren im Zusammenwirken mit reflektierenden Rucksäcken, Duftkerzen und Schuhen: Der VJU Concept Store bietet seiner Kundschaft durch das Ladenkonzept Abwechslung und versteht sich dabei auch als Filter im Überangebot der Warenvielfalt im Allgemeinen.
Unterschied 6: Größere Zielgruppe
Zu VJU kommt man, um zu stöbern, etwas Schönes zu finden und weil der Laden cool ist. Ein gemeinsamer Nenner, den die Kunden bei ihm finden und schätzen, könnte Design sein. Dieser Anspruch ist für die Wahl der Produkte und Sortimente unverhandelbar – egal ob Uhren, Taschen oder Handy-Ladekabel.
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