Swatch Group abgestraft: Zu viele neue Uhren auf Chrono24

Die Investmentbank RBC Capital Market hat die Aktien der Swatch Group abgestraft. Der Grund: Es gibt zu viele neue, ungetragene Modelle auf der Online-Plattform Chrono24.


Der Bericht von Watch Pro lässt aufhorchen. Demnach hat die Investmentbank RBC Capital Market eine besondere Form der Unternehmensbewertung. Die Analyse betrifft den Auftritt auf der Online-Plattform Chrono24. Tauchen zu viele neue, ungetragene Uhren auf, sei das ein Zeichen dafür, dass es der Marke nicht gut geht. RBC erfasst dem Bericht von Watch Pro zufolge den Prozentsatz der neuen, ungetragenen Uhren im Vergleich zu gebrauchten Uhren bei Chrono24. Diese Daten fließen in die Beurteilung der Unternehmen ein. Denn, so die Annahme der Bank, gibt es zu viele brandneue Uhren auf dem Sekundärmarkt, sie das ein Signal dafür, dass die Nachfrage der Konsumenten geringer ist und die Vertragshändler gezwungen seien, ihre Lagerbestände dem Graumarkt anzubieten.

Die Analyse der Uhrenmarken der Swatch Group habe dazu beigetragen, dass RBC das Rating von „Outperform“ auf „Sektorperformance“ gesenkt habe, hauptsächlich wegen der Annahme, dass die Nachfrage der Konsumenten in Hongkong und China nachlassen werde. Der Aktienkurs der Swatch Group ist demnach seit Juni um 40% gefallen.

Zum Stichtag, dem 16. November 2018, seien auf Chrono24 insgesamt 275.000 Uhren der Top 30 Schweizer Uhrenmarken gelistet gewesen. 52 % davon seien mit neu und ungetragen beschrieben worden, 20 % davon Modelle von 2018.

RBC hat einen klaren Schlüssel für die Ergebnisinterpretation. Jede Uhrenmarke, bei der weniger als 20% der 2018-Uhren als neu bzw. ungetragen aufgeführt sind, wird als „in gutem Zustand“ betrachtet. Dazu gehören Rolex, Patek Philippe und Audemars Piguet sowie Cartier, Vacheron Constantin, Jaeger-LeCoultre und Tissot. Für die Analyse nicht berücksichtigt sind die Preise. Diese liegen bekanntlich bei den Sportmodellen von Rolex und Patek weit über dem empfohlenen Verkaufspreis. Auch werden nicht die Stückzahlen, sondern nur das Verhältnis von neuen und gebrauchten Uhren erfasst.

„Wir haben Chrono24 überwacht, um die Marktsituation auf dem Graumarkt zu beurteilen. Unsere Analyse zeigt, dass der Anteil der neuen, ungetragenen und für 2018 hergestellten Modelle für die Marken der Swatch Group höher ist als für die beiden wichtigsten Rivalen Rolex und Cartier“, heißt es in den Bericht. Grundsätzlich könne der schnell wachsende Gebrauchtuhrenmarkt zu einem zunehmenden Wettbewerb um den Verkauf neuer Luxusuhren führen.

Eine in diesem Zuge veröffentlichte Liste aller wichtigen Prestige-Uhrenmarken dürfte all diejenigen Juweliere interessieren, die sich über die Performance ihrer Schweizer Luxusuhrenmarken Gedanken machen. Angeführt wird die Liste der größeren Marken von Cartier, die laut RBC einen Anteil von 8 % neue, ungetragene Modelle aus dem Jahr 2018 auf Chrono 24 haben. Rolex und Patek folgen mit 12 %, Vacheron mit 14 %, JaegerLe-Coultre mit 17 %, Tissot mit 18 % und Audemars mit 19 %. All diese Marken, die eine Quote von unter 20 % haben, werden als „in gutem Zustand“ geführt.

Zwischen 21 und 24 % sind Piaget, IWC, Breguet, Longines und Bulgari gelistet. Zwischen 25 und 30% sind Breitling, Panerai, Omega, Bancpain, TAG Heuer und Tudor angegeben. Schlusslicht der größeren Marken ist Hublot mit 31 %. (Angaben: Watch Pro).

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